Streit um die Tram nach Johanneskirchen – Oberbayern stoppt erneut Vorarbeiten

Die geplante Straßenbahnverlängerung vom Arabellapark zum S‑Bahnhof Johanneskirchen sorgt weiter für Unruhe.

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Streit um die Tram nach Johanneskirchen – Oberbayern stoppt erneut Vorarbeiten

Die geplante Straßenbahnverlängerung vom Arabellapark zum S‑Bahnhof Johanneskirchen sorgt weiter für Unruhe. Am 11. Juli 2025 untersagte die Regierung von Oberbayern (ROB) den Stadtwerken München (SWM) kurzfristig, zwei Wochen lang Probebohrungen entlang der Johanneskirchner Straße durchzuführen. Damit kassierte die Aufsichtsbehörde bereits zum dritten Mal vorzeitige Bauaktivitäten für die rund 700 Meter lange Neubaustrecke. Auch der für denselben Tag anberaumte Erörterungstermin wurde kurzfristig abgesagt. Für die SWM ist das eine weitere Niederlage – sie hatten schon im Februar 2024 keine Genehmigung für Leitungsverlegungen und Baumfällungen erhalten.

Die Tram ist seit Jahren umstritten: Für die kurze Verbindung werden Kosten von rund 60 Millionen Euro veranschlagt. Laut den Planungen müssten 149 Bäume gefällt und 139 nachgepflanzt werden, und der Fußweg vom Tramendpunkt zum S‑Bahnhof würde etwa 160 Meter betragen – sechs Mal so lang wie der heutige Weg von der Bushaltestelle. Mindestens 5 000 Anwohnerinnen und Anwohner wären von zusätzlichen Lärmimmissionen und dem Wegfall mehrerer hundert Parkplätze betroffen. Dennoch hatte der Stadtrat im Frühjahr 2025 Geld zusammengekratzt: Aus alternativen Finanzierungsquellen wie der Stellplatzablöse und einer Umwidmung von Mitteln zur Bus‑Elektrifizierung sollen insgesamt 118 Millionen Euro für drei neue Tramprojekte, darunter Johanneskirchen, bereitgestellt werden.

Die jüngsten Blockaden geben den Gegnern neuen Auftrieb. CSU‑Landtagsabgeordneter Robert Brannekämper sprach von einer „weiteren Schlappe für die SWM“ und einer Bestätigung dafür, dass im Planfeststellungsverfahren Fehler vorlägen. Er kritisiert das Projekt als „verkehrlich unsinnig“ und fordert, die Millionen in dringendere Projekte zu investieren. Auch Rechtsanwalt Benno Ziegler, der Anwohner vertritt, bemängelte lückenhafte Unterlagen. Die Gegner verweisen auf die gute Anbindung durch bestehende Buslinien und fürchten um das Grün am Straßenrand.

Gleichwohl hält die rot‑grüne Stadtregierung an der Tram als Teil der Verkehrswende fest. Befürworter argumentieren, dass die neue Linie die Anbindung des Nordostens verbessern und Fahrgäste ohne Umwege in Richtung Innenstadt bringen soll. In Bogenhausen ist der Konflikt zur Zeit das Gesprächsthema Nummer eins: Auf Bürgerversammlungen werden Anträge gegen die Strecke meist mit großer Mehrheit angenommen, gleichzeitig warnen Verkehrsexperten vor einer Verhinderung wichtiger Infrastruktur. Ob das Projekt letztlich umgesetzt wird, hängt nun maßgeblich von weiteren Entscheidungen der ROB und vom politischen Willen im Rathaus ab. Bis dahin bleibt die Zukunft der Tram Johanneskirchen ungewiss.